Das deutsche duale Ausbildungssystem an zwei Lernorten- dem Betrieb und der Berufsschule ist international ein Erfolgsmodell. Lernortübergreifende Lernprozesse zeichnen diese Form der Ausbildung aus und qualifizieren zu einer gewerblich-technischen oder kaufmännischen Laufbahn.
Für junge Menschen, die sich gleichermaßen für die Berufsausbildung und das Hochschulstudium interessieren, besteht in Nordrhein-Westfalen ein besonderes Angebot: Die „Studienintegrierende Ausbildung NRW“ (SiA-NRW).
Auszubildende können parallel einen Berufs- und Studienabschluss erwerben. SiA-NRW ist ein Konzept der beruflichen Bildung, in dem erstmalig die drei Lernorte (Betrieb, Berufskolleg, Hochschule) systematisch verknüpft werden. Laut dem Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen sind Jugendliche mit Hochschulzugangsberechtigung die Zielgruppe für dieses Angebot.
In Düsseldorf besteht beispielsweise eine Kooperation zwischen dem Max-Weber-Berufskolleg und der ortsansässigen FOM Hochschule für Ökonomie und Management in der Kombination von Kaufleuten für Büromanagement und dem Bachelor im Bereich Business Administration. Die Flexibilität zeichnet dieses Angebot im Unterschied zum dualen Studium aus, da erst nach einem Jahr die Entscheidung für die Aufnahme eines berufsbegleitenden Studiums gefällt wird.
Thomas Kümpel, Studiengangleiter an der FOM Düsseldorf berichtet, dass die Hochschule für Berufstätige und damit für praxisorientierte Studiengänge bekannt ist und gerade deshalb präferiert wird.
Im Max-Weber-Berufskolleg wurde eine gezielte Profilklasse für diese Kombination eingerichtet. Somit wird der Lehrinhalt der Berufsschule laut Thomas Kümpel durch Inhalte des Studiums angereichert. Damit können die in der Berufsschule erreichten „Credit-Points“ auf das Hochschulstudium angerechnet werden. Der Vorteil hierbei ist, dass mit den erreichten 40 Credit-Points in der Berufsschule und der damit verbundenen Anrechnung auf das Hochschulstudium zwei Abschlüsse innerhalb von vier Jahren statt erst nach sieben Jahren erreicht werden können.
Schüler*innen lernen die Ausbildung zu schätzen, ein Studium wird ihnen ermöglicht, aber die Nicht-Aufnahme wird nicht als Nachteil empfunden. Gleichzeitig werden die potenziell Studierenden begleitet an ein Studium herangeführt. Besonders Schüler*innen, die sich aus eigenem Antrieb ein Studium nicht zutrauen, können mithilfe von SiA abgeholt werden.
Das Ministerium für Schule und Bildung versteht SiA-NRW als Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der dualen Berufsausbildung und ist eng mit der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“(KAoA) und der Agenda zur Stärkung der beruflichen Bildung in NRW verzahnt.
Studienintegrierende Ausbildungen sind inzwischen an insgesamt neun Standorten in Nordrhein-Westfalen möglich: in Düsseldorf, Jülich, Aachen, Essen, Frechen, Köln, Krefeld, Mönchengladbach und Remscheid.