Nordrhein-Westfalen belegt im INSM-Bildungsmonitor 2021 wie im Vorjahr den 12. Platz der 16 Bundesländer. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von insgesamt 93 Indikatoren in 12 Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert.
Neben den 12 Handlungsfeldern bewertet der Bildungsmonitor qualitativ auf Basis von Indikatoren die Digitalisierung. Nordrhein-Westfalen weist eine durchschnittliche Bewertung bei der Digitalisierung auf. Vergleichsweise gut ist die Verfügbarkeit von Breitband an Schulen, Nachholbedarf besteht bei der Forschung gemessen an Digitalisierungspatenten.
AUSBLICK CORONA
Insgesamt gibt es Fortschritte bei der Digitalisierung an Schulen. Durch Corona bleiben aber im Ausblick wie in allen Bundesländern sehr große Herausforderungen im Bildungssystem, die sich in den kommenden Jahren bei der Bewertung der Handlungsfelder negativ auswirken dürften. Aufgrund der Bundesnotbremse waren die Landkreise in NRW in durchschnittlichem Maße von Schulschließungen im Frühjahr 2021 betroffen. Eine Befragung von Lehrkräften zeigt, dass diese bundesweit fast zur Hälfte gravierende Lernrückstände bei über der Hälfte der Schülerinnen und Schüler feststellen. Die Eltern waren einer Befragung zufolge in NRW alles in allem in ähnlichem Maße wie der Bundesdurchschnitt mit den Lernangeboten im Schuljahr 2020/2021 zufrieden. Im Ausbildungsjahr 2020/2021 blieb die Relation zwischen Ausbildungsstellenangebot und -nachfrage nahezu unverändert. An den Hochschulen ging die Anzahl der Studienanfänger im Studienjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr jedoch etwa so stark wie im Bundesdurchschnitt zurück.
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
Auf Basis von Vergleichsarbeiten sollten gezielte Förderprogramme zur Schließung der Lernlücken umgesetzt werden. Dazu ist eine hochwertige Förderinfrastruktur an Schulen zur nachhaltigen Verbesserung der Bildungschancen weiter aufzubauen (Ganztagsschulen, multiprofessionelle Teams) und die Digitalisierung der Schulen weiter voranzubringen.
STÄRKEN:
Zeiteffizienz (BM 2021: 5. Platz): In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2019 nur 1 Prozent der Grundschüler verspätet eingeschult (Bundesdurchschnitt: 7,6 Prozent). Die Wiederholerquoten in den Grundschulen und in der Sekundarstufe I fallen durchschnittlich aus. Gemessen an der Anzahl der Neuverträge lösten im Jahr 2019 mit 29,8 Prozent etwas weniger Jugendliche als im Bundesdurchschnitt vorzeitig ihren Ausbildungsvertrag auf (Bundesdurchschnitt: 30 Prozent).
Hochschule und MINT (BM 2021: 7. Platz): Der Anteil der Studienabsolventen an der akademischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter fiel im Jahr 2019 überdurchschnittlich aus. Diese sogenannte Akademikerersatzquote betrug 5,2 Prozent (Bundesdurchschnitt: 4,8 Prozent). Auch in Relation zu seinen sozialversicherungspflichtigen Ingenieuren bildete NRW relativ viele Ingenieurabsolventen aus (Nordrhein-Westfalen: 6,8 Prozent; Bundesdurchschnitt: 6 Prozent). Gemessen an der Zahl der Forscher wies NRW relativ viele MINT-Absolventen auf. NRW erreichte hier mit 19,5 Prozent den zweitbesten Wert aller Bundesländer (Bundesdurchschnitt: 14,3 Prozent).
Internationalisierung (BM 2021: 7. Platz): 80,8 Prozent der Grundschüler wurden im Jahr 2019 in einer Fremdsprache unterrichtet. Damit erzielt Nordrhein-Westfalen den drittbesten Wert aller Bundesländer (Bundesdurchschnitt: 61,2 Prozent). Der Anteil der Berufsschüler mit Fremdsprachenunterricht fiel dagegen unterdurchschnittlich aus, ebenso der Anteil der Bildungsausländer an allen Studierenden. Die Schüler in Nordrhein-Westfalen wiesen jedoch überdurchschnittliche Kompetenzen im Hören und Lesen der englischen Sprache auf.
POTENZIALE:
Betreuungsbedingungen (BM 2021: 16. Platz): Im Jahr 2019 bestanden an den Teilzeit-Berufsschulen und an den Hochschulen die schlechtesten Betreuungsrelationen in Deutschland. Allerdings konnten in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen erzielt werden. So hat sich beispielsweise zwischen den Jahren 2005 und 2019 die Schüler-Lehrer-Relation an den allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I (ohne Gymnasien) von 17,4 auf 13,6 verbessert (Bundesdurchschnitt: 13,2). Das ungünstigste Verhältnis existiert weiterhin an den Hochschulen. Auf eine Lehrkraft (Professor, Dozent, Lehrbeauftragter) kamen im Jahr 2019 rechnerisch 26 Studierende (Bundesdurchschnitt: 17,6).
Ausgabenpriorisierung (BM 2021: 16. Platz): Die Relation der Bildungsausgaben pro Teilnehmer zu den Gesamtausgaben der öffentlichen Haushalte pro Einwohner fällt bei den Grundschulen, den allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe und bei den Teilzeit-Berufsschulen besonders ungünstig aus. Die Bildungsausgaben je Grundschüler sind in den letzten Jahren gestiegen, sind aber im Jahr 2019 weiterhin die niedrigsten in Deutschland und liegen mit 6.100 um 1.000 Euro unter dem Bundesdurchschnitt.
Berufliche Bildung (BM 2021: 14. Platz): Die schlechte Platzierung Nordrhein-Westfalens in diesem Handlungsfeld ist vor allem auf die beruflichen Vollzeitschulen zurückzuführen. Der Anteil erfolgreicher Absolventen an allen Abgängern von Berufsfachschulen, Fachoberschulen und Fachschulen betrug im Jahr 2019 nur 67,4 Prozent und war damit so niedrig wie in keinem anderen Bundesland (Bundesdurchschnitt: 80 Prozent). Auch bei der Anzahl der Fortbildungsprüfungen gemessen an der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 40 Jahren liegt Nordrhein-Westfalen im Jahr 2019 mit 4,7 Prüfungen pro 1.000 Personen unter dem Bundesdurchschnitt von 5,4.
Bildungsarmut (BM 2021: 14. Platz): Bei früheren Überprüfungen der Bildungsstandards erreichten überdurchschnittlich viele Neuntklässler im Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften nur die unterste Kompetenzstufe. Weiterhin mussten in Nordrhein-Westfalen 6 Prozent der Schulabgänger des Jahres 2019 die Schule ohne Abschluss verlassen – dies ist ein etwas besserer Wert als im Bundesdurchschnitt (6,6 Prozent). Der Anteil der erfolgreichen Absolventen an allen Abgängern eines Berufsvorbereitungsjahres fiel im Jahr 2019 mit 33,9 Prozent jedoch wiederum deutlich niedriger aus als im Bundesdurchschnitt (54,5 Prozent).