Unter dem Motto TALENTE ENTDECKEN bringen SCHULEWIRTSCHAFT NRW, das Technikzentrum Minden-Lübbecke e.V. und die TalentTage Ruhr beim BERUFSPARCOURS Jugendliche (potenzielle Fachkräfte von morgen) mit regionalen Unternehmen zusammen. Welche Chancen bietet der BERUFSPARCOURS Jugendlichen und inwiefern hilft das Format den Unternehmen? Antworten gibt es im Interview mit Dr. Heike Hunecke, Geschäftsführerin SCHULEWIRTSCHAFT.
Liebe Frau Dr. Hunecke, stellen Sie sich doch bitte einmal kurz vor.
Das mache ich gerne: Gemeinsam mit meiner Kollegin Beate Gathen habe ich die Geschäftsführung für das landesweite Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT NRW inne. Das Netzwerk hat seine Geschäftsstelle im Bildungswerk der Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft in Düsseldorf. Im Fokus unserer Arbeit stehen Projekte und verschiedene Veranstaltungsformate zur beruflichen Orientierung, zur MINT-Bildung und zur Ökonomischen Bildung.
Wir engagieren uns entlang der gesamten Bildungskette. Primäre Zielgruppen für unser Engagement sind Lehrkräfte, SchülerInnen und AusbilderInnen. Unsere Arbeit wird von den regionalen Unternehmensverbänden getragen.
Seit einigen Jahren sind wir vermehrt auch in Kooperationsverbünden mit starken Partnern aktiv. Aktuell freuen wir uns u.a. Teil der Veranstaltungsreihe TalentTage Ruhr zu sein.
Das Angebot des BERUFSPARCOURS bringt unter dem Motto „Talente entdecken“ praxisorientierte Berufsorientierung direkt in die Schulen. Warum ist das so wichtig?
Der BERUFSPARCOURS unterstützt einerseits die individuelle berufliche Talentfindung der Jugendlichen und hilft andererseits den Betrieben bei der Suche nach passenden Nachwuchstalenten.
Wie können wir uns den BERUFSPARCOURS vorstellen?
Der BERUFSPARCOURS bringt Schule und Wirtschaft sprichwörtlich an einen Tisch zusammen: Schülerinnen und Schüler (in der Regel aus den Jahrgangsstufen 9-10) können Ausbildungsberufe wie ElektronikerIn, FräserIn oder Informatikkauffrau/Informatikkaufmann kennenlernen und „ausprobieren“. Dabei stellen regionale Unternehmen Ausbildungstätigkeiten ihres Betriebes in Form von Arbeitsproben bzw. Übungsstationen zur Verfügung. Die Jugendlichen können auf diese Weise sehr praxisorientiert ihre Eignung für verschiedene Berufe testen.
Welche Erfahrungen machen die teilnehmenden Unternehmen?
Die teilnehmenden Unternehmen erleben an einem Vormittag bis zu 400 Jugendliche bei ihren ausbildungstypischen Übungen bzw. Arbeitsproben. Sie können talentiert wirkende SchülerInnen direkt zu einem Schnupperpraktikum oder zu einer Bewerbung für einen Ausbildungsplatz einladen.
Wie wird das Angebot an den Schulen angenommen?
Für die Schulen stellt der BERUFSPARCOURS eine hervorragende Ergänzung zu den Standardelementen aus dem Übergangssystem „Kein Abschluss ohne Anschluss“, KAoA, dar. Insbesondere Jugendliche, die trotz aller Bemühungen in der 9. oder 10. Jahrgangsstufe noch keine Anschlussperspektiven für die Zeit nach der Schule sehen, können beim BERUFSPARCOURS ihre Eintrittskarte für ein Praktikum oder sogar einen Ausbildungsplatz erwerben.
Stichwort „Fachkräfterekrutierung“: Was ist für teilnehmende Unternehmen besonders wichtig?
Der unmittelbare Kontakt zu potenziellen Talenten ist für die teilnehmenden Unternehmen entscheidend.
Da beim BERUFSPARCOURS attraktive Übungsstationen und keine Hochglanz-Messestände im Mittelpunkt stehen, ist es für kleine und mittelständische Betriebe und Unternehmen gleichermaßen möglich, sich mit ansprechenden Übungen zu präsentieren.
Es ist kein Messe-Budget erforderlich, sondern der persönliche Einsatz von Ausbilderinnen/Ausbildern und Auszubildenden zählt. Das ist wichtig, weil bei der Fachkräftesicherung neben dem fachlichen oder praktischen Talent eines Jugendlichen auch die „passende“ Persönlichkeit für ein Fachkräfteteam gesucht wird. Der PARCOURS bietet eine gute Gelegenheit, um einen persönlichen Kontakt zwischen Ausbildungsverantwortlichen und Jugendlichen herzustellen.
Können Sie uns von einer Erfolgsgeschichte des BERUFSPARCOURS berichten?
Ja, natürlich. Ein kleines regionales Unternehmen hat am Ende des Vormittags in der abschließenden Feedbackrunde gesagt, dass es 30 SchülerInnen verteilt auf drei „Schnuppertage“ eingeladen hat. Einige Wochen später haben wir erfahren, dass daraus drei Ausbildungsverträge geworden sind. Eine solche Geschichte ist kein Einzelfall. Mittlerweile bereiten viele AusbilderInnen zum Beispiel pfiffige Einladungskarten für ein Schnupperpraktikum vor und überreichen diese persönlich ausgewählten Talenten, wenn eine Übung besonders gut absolviert wurde.